24. Februar 2011

TARZAN, DER AFFENMENSCH

W. S. Van Dyke (USA, 1932)
Ein britischer Großwildjäger begibt sich in Afrika auf die Suche nach dem sagenumwobenen Elefantenfriedhof. In seinem Team ist unter anderem seine eigene Tochter Jane.
Wer die gefährliche Expedition schließlich am meisten stört und aus dem Konzept bringt, braucht man eigentlich nicht zu erwähnen: Johnny Weissmüller heißt der Mann, springt von Baum zu Baum, bringt die ganze Fauna durch seinen Dschungelschrei zum Beben und hört auf den Namen Tarzan.
Turbulent-schwungvoller Abenteuer-Trash vom Feinsten, denn die primitive Kommunikation und der unbeholfene Umgang zwischen Tarzan und Jane ist bei solchen Filmen sowieso immer der deletantischen Regie bzw. Umsetzung zu verdanken, was in dem Fall auf liebenswürdige Weise die Thematik verstärkt.
Große Überraschung, wenn man liest dass es mehr als 10 solcher Weissmüller-Tarzan-Filme geben soll. Da ist wohl das Motiv um den Dschungelkönig restlos ausgeschöpft.

23. Februar 2011

DIE BESTEN JAHRE

Marco Tullio Giordana (Italien, 2003)
Marco Tullio Giordana legt uns hier die Geschichte der beiden Brüder Nicola und Matteo Carati vor die Füße, verpackt in eine episch angelegte Familiensaga auf dem Hintergrund der italienischen Geschichte in der Zeitspanne zwischen den 60er und den 00er Jahren.
Voller Schnörkel, Überraschungen und Sackgassen, und einem beachtlichen, erzählerischen Umfang, den man gar nicht erst versuchen sollte, in einer kläglichen Zusammenfassung wiederzugeben. Viel besser ist es, sich diesen wundervollen 6-stündigen Film direkt anzusehen und alles selbst zu enträtseln und mit dem umfangreichen Figuren-Geflecht mitzufiebern, die Einzelschicksale zu verinnerlichen.
Ähnlich erging es mir vor etwa 6 Jahren als ich den Film zum ersten Mal gesehen habe; eine zufällige Wahl ohne jede Erwartungen und ohne irgendein Vorwissen. Der Zauber setzte sofort ein; man war völlig ausgeliefert und wurde in diesen Sog reingezogen; 6 Stunden Spielzeit waren immer noch viel zu wenig.
Jetzt nach Jahren (beim dritten Sehen) ist es nicht anders. Der Film wächst sogar, und etwas besseres kann es kaum geben, als wenn man neue Details entdeckt und sie lieben lernt, ohne dass die alte Magie verblasst.
Ein Film, der trotz seiner liebenswürdigen Charaktere, ewig von einem melancholischen Schleier eingehüllt ist.
Ein großes Werk im Stil alter Meister, doch im modernen Gewand. Als würde man das längst tot geglaubte und beerdigte Herz des italienischen Kinos wieder ausgraben und nach Cinecittà bringen, wo es wieder zu schlagen anfängt.

21. Februar 2011

THE KING'S SPEECH

Tom Hooper (Großbritannien, 2010)
Der zweite Weltkrieg steht vor der Tür. Albert, der Herzog von York (C. Firth), soll König (Georg VI) werden. Er ist jedoch ein Stotterer und nicht in der Lage, öffentliche Reden oder Ansprachen im Hörfunk zu halten.
Nach mehreren Arztbesuchen, überzeugt ihn schließlich seine Ehefrau einen Sprachtherapeuten der etwas unkonventionelleren Art aufzusuchen. Der australische Therapeut ( gespielt von Geoffrey Rush) ist ein bunter Filmcharakter, der mit seinen eigenwilligen Therapie-Methoden dem Film Leben und Witz einhaucht. Manchmal erscheint er aber auch etwas zu überzeichnet; nicht nur er selbst, sondern sein Umfeld, das malerisch runtergekommene Behandlungszimmer, das genauso einem skurrilen Tim Burton-Film entstammen könnte.
Dennoch: Fesselnde, auf wahrer Begebenheit beruhende Story, gute Darsteller, schön fotografiert und inszeniert. Guter Film.
Das einzige, was man ihm vorwerfen könnte, wäre vielleicht dass der FIlm zu sehr auf dem Sensationsgehalt seines Themas herumreitet. Dadurch wird aus dem Königsportrait beinahe eine schnörkellose Therapie-Stunde, die bis auf einige launischen Ausbrecher und Missverständnisse zwischen den beiden Charakteren, beinahe linear verläuft.
Als Zuschauer wartet man nur noch an einen erfolgreichen Abschluss, dass dem König eine überzeugende Ansprache zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gelingt.
Trotzdem ein ungewöhnlicher und sensibler Film und viel besser als erwartet.

19. Februar 2011

ASPHALT BLÜTEN

Jerry Schatzberg (USA, 1973)
Ein Buddy-Film mit den jungen Al Pacino und Gene Hackman, mitten in der Blütezeit der New Hollywood-Ära; da kann eigentlich nichts schief gehen. Tut es auch nicht.
Einzig der blödsinnige deutsche Verleihtitel ärgert, da im Film eh mehrmals der Begriff „Vogelscheuche“ fällt; ein Spielball für den Zuschauer, um ein wenig interpretieren zu dürfen.Schatzbergs Film ist die Reise zweier Männer durch Amerika auf der Suche nach ihren Träumen und dem Ziel persönlicher Wiedergutmachungen.
Max (Hackman) kommt frisch aus dem Knast und will eine eigene Autowaschanlage eröffnen.Francis (Pacino) ist auf der Suche nach einer Frau, zu der er vor Jahren den Kontakt abgebrochen hatte, als sie von ihm schwanger wurde. Sein wichtigstes Gepäcksstück ist deswegen ein Karton mit einem Geschenk für das Kind, dessen Geschlecht er nicht mal kennt.  
Ein schöner Film, in dem man mit zwei der ganz großen Charakter-Köpfe des amerikanischen Kinos unterwegs sein darf. Und wenn man ihre naiv-verträumte Art und all die Strapazen berücksichtigt, mit denen sie zu ringen haben, dann passt sicherlich auch wieder der New Hollywood-Leitsatz aus Easy Rider: „A man went looking for America. And couldn’t find it anywhere".

17. Februar 2011

BAD BOY BUBBY

Rolf de Heer (Australien, 1993)
Der 35jährige Bubby wird von seiner Mutter in einem wohnlich-spartanisch eingerichteten Keller großgezogen, bzw. gefangen gehalten, völlig abgeschnitten von der Außenwelt. Denn draußen erwartet ihn der Erstickungstod durch Giftgase, wie ihm die Mutter einredet, die jedes Mal eine Gasmaske anzieht, wenn sie den schäbigen Keller verlässt.
Das ist diese Kaspar Hauser-Geschichte, die wir in den letzten Jahren schon mehrmals in den Medien mitverfolgen mussten, mit dem Unterschied dass dieser Film darauf hindeutet, dass es draußen nicht unbedingt besser oder einfacher ist.
Und eben diese Zeichnung beider Welten wird dem Film schnell zum Verhängnis. Angefangen damit, dass die erste Konfrontation mit der Außenwelt (Bubbys Vater klopft eines Tages an die Tür), übertrieben grotesk ausfällt, was den etwas satirisch-surrealen Unterton des Films verrät, in dem Bubbys restliche Reise weitererzählt wird.
Die Realität da draußen besteht aus Menschen, die in den meisten Fällen versuchen dem kindlichen Protagonisten entgegenzukommen; die ihn nicht zwangläufig von vorn herein als Freak ausgrenzen. Er bekommt eine neue Chance in dieser neuen Welt, sei es als Frontmann einer Band oder gar in der Beziehung zur Behindertenbetreuerin Angel. Außerdem scheint er durch seine Andersartigkeit als einziger in der Lage zu sein, mit geistig behinderten Menschen direkt zu kommunizieren. Muss man also selbst verrückt sein, um mit „Verrückten“ reden zu können?
Kritisieren könnte man diese Entwicklung, in so fern, als dass sie die beklemmend realistische Gefangenschaft der Anfangsszenen verharmlost. Der Held passt sich später weniger seinem Umfeld an, sondern das Umfeld passt sich eher ihm an. Das führt zu einer fast disneyhaften Verniedlichung eines Trottels, der zum Sympathieträger wird.
Vermutlich wird man als Zuschauer eher auf den richtigen Weg geführt, wenn man akzeptiert, dass „Bad Boy Bubby“ die anfängliche Gefangenschaft lediglich dazu braucht, um darauf hinzudeuten, dass draußen ganz andere Gefahren lauern, vor denen die Mutter ihren Sohn aber auf inakzeptable Weise schützen wollte.
Ein Film über zwei Welten, die zu einer werden, und was passieren kann, wenn man eine Tür 35 Jahre zu spät öffnet.

16. Februar 2011

NACHTASYL

Akira Kurosawa (Japan, 1957)
Kurosawa hatte schon immer das Händchen für filmische Umsetzungen bekannter Theaterstücke; vor allem hatte er das Talent, die Themen in die ihm vertraute japanische Kulturgegend zu verfrachten, ohne dass der wahre Geist der Dramen auf der Strecke bleibt.Hier wieder ein Beweis: Seine Version von „Nachtsasyl“ nach dem gleichnamigen Theaterstück von Maxim Gorki. Zusammengepfercht hausen mehrere gescheiterte Figuren in einem heruntergekommenen Schuppen und warten auf die Erlösung durch den Tod.
Wie einen verwelkten Blumenstrauß stellt Kurosawa aus Huren, ehemaligen Samurais, versoffenen Schauspielern, Handwerkern und Dieben sein Ensemble zusammen. Toshiro Mifune (als Sutekichi, der Dieb) darf selbstverständlich nicht fehlen.
Den Plot der Handlung bildet ein alter Mann, der eines Tages auch in diesem Nachtasyl Unterschlupf findet. Ein lebensfroher, buddhistischer Priester, der für jeden der Einwohner ein offenes Ohr hat. Zuerst ist er für sie bloß ein ulkiger, alter Mann, doch schon bald werden die Herzen geöffnet, persönliche Geschichten und Probleme aufgetischt.
Der Alte hat immer eine passende Antwort parat, scheint diesen Leuten neue Perspektiven zu eröffnen, Türen zu neuen Wegen aufzustoßen. Doch eben weil die Figuren mit seiner Hilfe aus dieser besinnungslosen Lethargie erwachen, ist ihr Handeln nicht mehr zu kontrollieren und sie betreten viel zu leichtfertig die falschen Pfade, was zu einer Katastrophe führt. 
Der Film wirkt manchmal etwas zu lang; sicherlich lässt sich das gleiche kompakter und ebenso intensiv erzählen. Vielleicht ist man als Kurosawa-Zuschauer aber einfach nur vielseitigere Locations gewohnt als die bühnenhaften Elendschuppen. Was wiederum heißt: Respekt vor der Inszenierung und Respekt vor den vielseitigen Darstellern.

10. Februar 2011

DER SCHWARZE FALKE

John Ford (USA, 1956)
Vielleicht musst man bei dem Film ein Auge zudrücken (welch eine Ironie: Ford erblindete auf einem Auge gerade während dieses Films) und einsehen, dass der ganze Staub, der aufgewirbelt wird, nicht nur zurück auf der Prärie landet, sondern vor allem auch schon in dicken Schichten auf dem Zelluloid des Filmes liegt.
"Der schwarze Falke" hat leider wenig von der Klasse anderer seiner Western-Filme. (etwas "Ringo", "Westlich St. Louis" oder "Liberty Valance", die mir letztens gut gefallen haben.) Ich musste sogar beim Schauen tatsächlich noch mal nachschlagen, ob es wirklich ein John Ford-Film ist, obwohl er eigentlich zu seiner berühmtesten Filmen zählt. Man stolpert ständig über Lobeshymnen, vor allem über die von anderen Regie-Größen.
"Der schwarze Falke" ist schablonenhafte Schwarweiß-Malerei: die weißen, kultivierten Helden gegen die "roten Wilden", an den blutige Rache begangen werden muss. Ein abgenutztes, zu Tode gerittenes Monument Valley. Indianer-Stereotypen, die von angemalten Weißen gespielt werden. Ein gewalttätiger, rassistischer John Wayne, der sogar auf längst beerdigte Comanchen schießt. Überzeichnet- komödiantische Figuren; mehr Lucky Luke-Comic als ernstes Drama.
Die Frage ist, was John Ford in seinen Filmen zentral beabsichtigte. Unterhaltung oder den belehrenden Finger. Denn beim Schauen dieses Filmes, verspürt man eher die Lust, aufs Pferd zu steigen, um gegen die barbarischen Rothäute mit zureiten. Das Abenteuer ruft.
Kein in Würde gealterter Film, mit dem angenehmen Ford-Charme, sondern eine olle Weinflasche, aus der nur muffige, geleeartige Brühe herauskommt.

8. Februar 2011

Disney vs. Hitler

Interessantes Thema, denn wann sonst zeigte sich der Führer schon von seiner kindlich-verträumten Seite. Sein ausgeprägtes Filminteresse trug sicherlich dazu bei, dass es zu solchen irrsinnigen Momenten kam, wo er sich zu Weihnachten von seinem Propagandaminister Goebbels Micky Maus-Filme schenken ließ und sich wie ein Keks darüber freute. 
Hitler griff auch gerne selbst zum Zeichenstift, wenn es um Cartoon-Figuren ging. Dabei kam es zwar zu keinen eigenen kreativen Ergüssen, aber immerhin kopierte er gerne Disneys Trickfiguren.
Das führte schließlich so weit, dass 1941 eine eigene Zeichenfilm-Produktionsgesellschaft in Berlin-Dahlem gegründet wurde; mit dem Ziel, ebenso qualitative Filme wie etwa Disneys "Schneewittchen und die sieben Zwerge" zu produzieren. (Hitler soll selbst im Besitz einer Kopie des abendfüllenden Disney-Klassikers gewesen sein).
Der Höhepunkt des Absurden: Goebbels ließ sogar Disneys Film von den deutschen Zeichnern 1 zu1 nachzeichnen; die perfekte Übung, um schließlich eigene Filme von ebenso hohem Niveau auf die Beine zu stellen.
Am Ende konnte jedoch am amerikanischen Vorbild nichts gerüttelt werden, denn in Berlin wurde lediglich ein einziger Film produziert: Der 17-Minüter"Armer Hansi", der 1944 in die Kinos kam und die Geschichte eines aus dem Käfig entflohenen Vogels erzählte.
Das ganze wirkt noch irrwitziger, wenn man bedenkt, dass in Amerika ein Jahr früher der Disney-Cartoon "The Fuehrer's Face" ins Kinos kam und sogar mit dem Oscar als bester animierter Kurzfilm ausgezeichnet wurde.
Während in Deutschland die Nazis am Zeichentisch schwitzten, wurden Donald Duck & Co. als Anti-Nazi-Propaganda ein jubelnder Erfolg.
Ob Hitler nach dem Donald-Film weiterhin gerne Pinocchio und Dumbo zeichnete ist daher fraglich.

Video: "Donald Duck - Der Fuehrer's Face"

7. Februar 2011

DIE NACHT DES LEGUAN

John Huston (USA, 1964)
Der Leguan wird von den Einheimischen geschnappt, gefangen gehalten, danach gemästet und anschließend aufgegessen. So erklärt es Ava Gardner dem verdutzten Richard Burton, der eine solche Jagd beobachtet.
Dieser wird im Verlauf der Geschichte selbst zu einer Art gefangenem Leguan, wenn man so will, auch wenn er gegen Ende eher mental aufgefressen wird.
Shannon (R. Burton) ist ein vom Glaube abgefallener Reverend, der in Mexiko den Fremdenführer für eine Horde Lehrerinnen spielt (alles alte Suppenhühner, wie er die Reisenden nennt).
Die Gruppenleiterin macht ihm jedoch das Leben schwer, nachdem sich die minderjährige Charlotte (Sue Lyon, Kubricks Lolita) an den desorientierten Gruppenführer ranmacht. Schließlich übernimmt der wutentbrannte R. Burton selbst das Steuer und führt den Bus nicht in das nächstgeplante, komfortable Hotel, sondern direkt in den Dschungel, in ein abgelegenes, runtergekommene Unterkunft, deren Besitzerin (Ava Gardner) er noch von früher kennt.
Damit fährt der Protagonist alle Charaktere zur eigentlichen Bühne (Maxines Dschungelhotel) und Tennessee Williams' Theaterstück kann beginnen.
Hinzu kommen als Gäste noch die mittellose Künstlerin Hannah (Deborah Kerr) und ihr fast 100 Jahre alter Großvater; der angeblich älteste, lebende Dichter, der den abgelegenen Ort als Inspiration für den Abschluss seines allerletzten Gedichts nutzen will.
John Hustons Umsetzung von T. Williams Stück ist ein Aufeinanderprallen von absonderlichen und teilweise sehr kontroversen Charakteren, alle mit Macken und ihren Kanten und jeder auf seine Art ein Gefangener eines idyllisch wirkenden Gefängnisses.
Wunderbarer Film, der wieder Lust auf andere T. Williams-Verfilmungen macht.

2. Februar 2011

BLACK SWAN

Darren Aronofsky (USA, 2010)
Um den schwarzen Schwan tanzen zu können, muss man zum schwarzen Schwan werden. Ein derartiger Satz könnte vielleicht als blinkende Neonschrift über diesem Film schimmern.
Die junge Ballerina Nina (Natalie Portman) bekommt die Rolle des weißen Schwans für die kommende Aufführung von Tschaikowskis "Schwanensee"; doch ihr Ergeiz lässt sie einer Doppelrolle (auch die des schwarzen Schwans) entgegenblicken.
Eine große Herausforderung, die das Seelenleben der Protagonistin kräftig durchrütteln wird. Erfolgsdruck, Konkurrenzkampf, persönliche Krisen, die zu Halluzinationen führen und ein lüsterner Vincent Cassel als Direktor des Ballettensemble.
Aronofsky legt seiner Heldin viele Hürden auf den Weg; um so intensiver der Charakter und um so besser ist Frau Portman in ihrer Rolle.
Letztendlich ist es nicht nur ein Tanzfilm, sondern eine krasse Charakteranalyse eines kreativen Menschen, der an seiner eigenen Kunst zu Grunde geht. Ein Film, der sich dabei jedoch zu sehr auf dezent eingesetzte Spezialeffekte verlässt, die einerseits schockieren und anderseits symbolisch jenes ergänzen (die Verwandlung), was Aronofsky nicht anders zu erzählen weiß.

1. Februar 2011

SCHLOSS DES SCHRECKENS

Tim Fywell (Großbritannien, 2009)
Das einzige was hier den Schrecken verbreitet, ist die Qualität dieses Filmes.
Bereits beim Lesen von Henry James' Gespenster-Roman "Das Durchdrehen der Schraube", zweifelte ich, ob sich der Stoff überzeugend verfilmen lässt, doch Tim Fywells Verfilmung gibt wenigstens eine klare Antwort: Nein.
Angefangen damit, dass der Film durch seinen idiotischen, deutschen Verleihtitel "Schloss des Schreckens" (schon Claytons alte Verfilmung trug diesen Namen) Henry James vermutlich sich im Grabe umdrehen lassen würde. Hätte er noch zusätzlich dazu den Film gesehen, würde er wohl in seinem Sarg wie ein Kreisel rotieren.
Was der Film bietet sind routinierte Geistererscheinungen, die immer dann auftauchen, wenn dem Regisseur nichts mehr einfällt, wie er sonst den Zuschauer erschrecken könnte. Geleckte Postkartenfotografie, aufdringliche Kamerazooms, und deplaziert reingeschnittene Rückblenden. Bild-Impressionen, wie aus einem Katalog für stimmungsvolle Fließband-Schauderszenen entnommen. Spannungslose Langweile.
Ein fürchterlicher Film. Die größte Enttäuschung der letzten Zeit.